AFBA Gewinnerin 2020

Von Küche, Kraut & Kindheit

Christina Basafa-Pal hat den Austria Food Blog Award (AFBA) in der Kategorie „Willkommen daheim“-Küche gewonnen. Wir haben sie zum kulinarischen Gespräch getroffen.

1. Frau Basafa-Pal, herzliche Gratulation zum Award. Was hat Sie dazu bewogen, mitzumachen?

Basafa-Pal: Danke! Der Austria Food Blog Award ist eigentlich schon Tradition, es gehört zu meinem Jahresablauf, er ist ein Highlight. Der AFBA und seine Community – das sind Freunde und Kollegen. Und die Wettbewerbssituation finde ich sehr inspirierend. Durch die verschiedenen Kategorien wird man herausgefordert, sich mit unterschiedlichen Themen kreativ auseinanderzusetzen, neue Rezepte zu kreieren.

2. In der Kategorie „Willkommen daheim“-Küche ging es um regionale Lieblingsrezepte. Warum haben Sie eingereicht?


Die Kategorie wurde ja von ADEG gesponsert. ADEG steht für mich dabei für Regionalität, für Tradition, Wohlfühlen und Zuhausesein. Im Nordburgenland – der Region, aus der ich komme – ist es ganz natürlich, den kulturellen Dialog einer Region in die Rezepte einzubinden. Und so habe ich mich für eine burgenländisch-ungarische Krautsuppe entschieden, die typisch ist für diese Region, nämlich auf beiden Seiten der Grenze. Und ich habe das Rezept verbunden mit der Geschichte meines Großvaters, die eine Fluchtgeschichte ist. Er ist 1957, wenige Monate nach dem Volksaufstand 1956, mit seiner burgenländischen Frau auf spektakuläre Weise – mit der Eisenbahn – aus Ungarn geflüchtet.

Basafa-Pal
Christina Basafa-Pal

3. Können Sie unseren Lesern Ihren Blog kurz vorstellen?

Meinen Blog „Steppe und Stadt“ gibt es seit 2016. Er vereinigt mehrere meiner Interessen. Ich habe mich schon immer für Kochen, Schreiben und Fotografie interessiert. So kam ich zu ersten Foodphotography-
Workshops. Dort lernte ich Foodblogger kennen und erkannte, dass ich meine Interessen mit einem Foodblog am besten verbinden könnte. Der Name„Steppe und Stadt“ spiegelt mein Leben wider: Ich bin ein urbaner Mensch, lebe in Wien. Aber im Burgenland liegen meine Wurzeln, das ist die Region, in der mein Biogarten ist, in dem ich Kräuter und Gemüse anpflanze. Ich liebe die Sommer im Burgenland. Mein Blog „Steppe und Stadt“ verbindet Stadt und Land, kulinarisch und kulturell. Das Burgenland mit seiner österreichisch-ungarisch-kroatischen Mischung – das ist ein besonders buntes Fleckchen Österreich. Hier spielt
die Vielfalt eine große Rolle, ebenso wie in meinem Wiener Bezirk Leopoldstadt. Und das wollte ich verbinden. Man könnte sagen, dass ich gerne „Gerichte mit Geschichten“ präsentiere - mich interessieren die Menschen und die Geschichten hinter den Rezepten.

4. Hat Landküche identitätsstiftende Wirkung? Und wenn ja – warum?

Ich verbinde mit dem Begriff der Landküche Familientraditionen und Erinnerungen. Vieles dieser Art zu kochen und der Rezepte kommt aus den Familienspeisen, die schon die Oma gekocht und gebacken hat. Das verbindet, schafft Traditionen und trägt zur Identität einer Region bei. Kultur und Küche – das geht über die von Menschen gesetzte Grenze hinaus.

5. Regionale Küche ist eng verbunden mit regionalen Lebensmitteln. Bekommen Sie im Handel die Lebensmittel, das Obst und Gemüse etwa, die Sie sich für Ihre Küche wünschen?

Ich bin sehr dankbar, dass viele regionale Lebensmittel mittlerweile in den Läden zu finden sind. Österreichisches Obst und Gemüse, auch aus dem Burgenland, findet sich zum Beispiel im Sortiment von Ja! Natürlich. Unter den Kräutern ist Majoran für mich ein typisch burgenländisches Gewürz, der darf bei mir zuhause nicht ausgehen (lacht). Aber es gibt etwa auch Seewinkler Reis. Der starke burgenländische
Fokus freut mich immer besonders.

6. In der regionalen Küche geht es sehr stark um Aromen, Gewürze und Kräuter.

Ja und die Gerüche sind auch etwas, was einen sofort an die Kindheit erinnert. Ich bin ein Nasenmensch. Ich liebe Kräuter und Gewürze – das ist etwas Tolles. Die Gerüche meiner Kindheit sind Paprikapulver und Majoran, Pfefferoni und Paprika auf der Brettljause, der Kukuruz, der im Wasser kocht, Weintrauben und die Gerüche der Weinlese. Diese Aromen verbinde ich mit dem Landleben, dem Sommer im Burgenland. Und dazu gehört auch der Geruch der Krautsuppe, die ich für meine Einreichung gewählt habe.

7. Was tut die Foodblogger-Szene für den Erhalt der kulinarischen Vielfalt?

Regionale Lebensmittel sind den Foodbloggern extrem wichtig. Sie setzen sich kritisch mit Lebensmitteln und der Lebensmittelindustrie auseinander und hinterfragen viel – das spielt auch für mich eine große Rolle. Ich glaube, dass viele Blogger sich auf familiäre Traditionen besinnen und sie aufrechterhalten wollen. Sie wollen, dass altes Wissen bewahrt wird. Aber: Sie mischen in ihren Rezepten dieses alte Wissen mit neuen
Einflüssen. In meinem Blog etwa mische ich, beeinflusst durch meinen Mann, gerne pannonische Tradition mit persischen Einflüssen. Das gibt den Speisen den gewissen Twist.

 

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