ADEG ARTEGRA

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Der Nah-Fair-Sorger

In Kleinzell in Oberösterreich gibt es einen ganz besonderen ADEG. Hier arbeiten Menschen mit und ohne Beeinträchtigung Hand in Hand. Projektleiter Franz Höglinger erzählt, warum dieses Projekt zukunftsweisend ist.

Der heiß ersehnte Nahversorger in Kleinzell ist nicht nur der neue Einkaufs-Treffpunkt der oberösterreichischen Gemeinde, sondern darüber hinaus ein geschützter Arbeitsplatz für Menschen mit Beeinträchtigung. Mit welchen Besonderheiten das „Zeller Kaufhaus“ sonst noch aufwarten kann, berichtet Franz Höglinger, Geschäftsführer der Organisation ARTEGRA, die im ADEG Kleinzell als Kaufmann fungiert.

Seit Mai gibt es einen neuen ADEG, im Ortszentrum von Kleinzell. Was ist das besondere an diesem Markt? Franz Höglinger:

Die Vorgeschichte ist, dass es in Kleinzell schon länger keine Einkaufsmöglichkeit mehr gab. Es kam von der Bevölkerung immer wieder der Wunsch, wieder ein Geschäft im Ort zu haben. Für einen so kleinen Ort – Kleinzell hat rund 1.650 Einwohner – einen Betreiber zu finden, ist aber gar nicht so einfach. So ist die Gemeinde an uns herangetreten.

Uns, das ist Artegra, eine Unternehmen, das gemeinnützige Projekt umsetzt.

Genau. Wir schaffen Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigung – zum Beispiel in unseren Betrieben wie Gärtnerei, Textilservice, Gastronomie und eben auch Lebensmittelhandel. Unser Konzept ist es, dass Menschen mit Beeinträchtigung in einem „geschützten Rahmen“ gemeinsam mit Fachkräften ohne Beeinträchtigung zusammenarbeiten. Für das „Zeller Kaufhaus“ in Kleinzell haben wir uns auf die Suche nach einem Großhandelspartner gemacht und sind bei ADEG fündig geworden, mit dem wir in Pfarrkirchen schon seit dreizehn Jahren erfolgreich zusammenarbeiten. In Kleinzell ist Susanne Reitetschläger als Marktleiterin für den gesamten operativen Bereich zuständig. Gemeinsam mit der Gemeinde haben wir eine Image-Kampagne mit einer eigenen Zeitung sowie auf Facebook etc. gestartet. Das hat auch gewirkt: Bei uns, den Mitarbeitern wie auch in der Bevölkerung gab es eine große Vorfreude auf das Kaufhaus.

Wie funktioniert so ein Markt?

Von den insgesamt zehn Mitarbeitern sind die Hälfte geschützte Mitarbeiter. Diese bringen sehr unterschiedliche Fähigkeiten mit – manche besitzen den Führerschein und sind selbstständig mobil, manche sind auch bereit für die Absolvierung der Einzelhandelslehre –, immer eben mit einem Stück Unterstützung durch uns. Generell liegt unser Augenmerk auf Qualifizierung, Training und letztlich der Vermittlung auf den ersten Arbeitsmarkt. Diesen Mitarbeitern stellen wir sogenannte „Sozialbegleiter“ zur Seite, um den „geschützten“ Rahmen zu bieten.

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Neben diesen sozialen Aspekt spielt auch Regionalität im neuen ADEG eine große Rolle.

Ja, wir haben einen starken Fokus auf regionale Zulieferer. Darüber hinaus ist der Markt auch ein wichtiger Teil des Ortes. Abgesehen davon, dass wir auch eine Trafik- und eine Poststelle anbieten, sind ein Café und eine Bäckerei inklusive Gastgarten mit im Gebäude. Unser Ziel war es, dass dadurch ein Treffpunkt für alle Menschen in Kleinzell entsteht. Wir wollen, dass die Kunden nicht nur mit den Gütern, sondern auch mit den Mitarbeitern in Kontakt kommen, dass die Menschen mit Beeinträchtigung sichtbar und ins soziale Leben im Ort integriert sind.

Welchen Herausforderungen mussten Sie sich beim Aufbau dieses Marktes setllen?

Die größte Herausforderung ist die, die jeder Kaufmann in einem kleinen Ort hat: Wir sind darauf angewiesen, dass die Bevölkerung uns als Nahversorger nutzt. Das ist das größte Risiko. Wir müssen Umsätze erzielen, damit der Markt erfolgreich läuft. Das andere, die Begleitung von Menschen mit Beeinträchtigung, das Schaffen des Rahmens dafür, das kennen und können wir.

Es gibt auch ein neues Kassensystem, oder?

Wir sind österreichweit der erste ADEG Markt mit einer Self-Check-out-Kasse, auch außerhalb der Zeit, wo Mitarbeiter im Markt sind. Mit der registrierten Bankomatkarte gelangt man in den Markt, nimmt sich seine Waren und bezahlt bei der SelfCheck-out-Kasse. Gerade in einem kleinen Ort, wo Umsätze und Personalkosten ein "ema sind, können wir dadurch werktags von 6 bis 21 Uhr offen haben, während der Mittagspause, samstags bis 18 Uhr und sogar sonntagvormittags. Das ist etwas, was man in dieser Form noch nicht kennt. Wir haben dadurch Selbstbedienung mit Vollsortiment verknüpft. Und natürlich ist es ein Vertrauensvorschuss an unsere Kundinnen und Kunden. Die Kombination aus dem sozialen Aspekt, dem starken Fokus auf Regionalität und das Vollsortiment im Self-Checkout – dieses Gesamtpaket ist zukunftsweisend. Und wir hoffen, dass wir damit auch ein Stück weit Vorbild sein können.

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Wer ist Artegra?

Die ARTEGRA Werkstätten, Teil des ARCUS Sozialnetzwerkes, übernehmen in diesem besonderen Markt die Rolle des Kaufmanns. Als Marktleiterin ist Susanne Reitetschläger für die wirtschaftliche und personelle Führung des Marktes verantwortlich.

Von den 10 Teilzeitmitarbeiterinnen und -mitarbeitern sind die Hälfte „geschützte Mitarbeiter“ – also Mitarbeiter mit Beeinträchtigung. Diese erbringen in ihrem möglichen Rahmen wertvolle Leistungen für den Betrieb des Marktes und werden durch die Fachkräfte und die Sozialbegleitung unterstützt.

Kleinzell ist eine kleine, aber stark wachsende Gemeinde. Das Gebäude, in dem der ADEG Markt untergebracht ist, wurde mitten im Ortszentrum in nachhaltiger Holzbauweise neu errichtet und beherbergt außerdem ein Café und eine Bäckerei. So soll der Markt Nahversorger, Sozialprojekt und auch Treffpunkt für alle Menschen in Kleinzell sein.

Artegra Team