Johanniskraut

Die heilende Kraft der Pflanzen

Das echte Johanniskraut ist eine bis zu einen Meter hohe krautige Pflanze mit stark verzweigten, bis zu 50 Zentimeter tief reichenden Wurzeln. Der Stängel ist oben buschig verzweigt. Die zirka zwei Zentimeter großen Blätter sehen aus, als wären sie von Nadelspitzen durchstochen. Zur Sommersonnenwende blüht das Kraut goldgelb. Wenn sie reif sind, springen die aus den Blüten wachsenden kapseligen Früchte auf und werfen den Samen aus. Sowohl die dunklen Flecken auf den Blättern als auch die Blüten enthalten den roten Farbstoff Hypericin. Daraus leiten sich auch viele volkstümliche Namen wie Blutkraut, Herrgottsblut, Jesuswundkraut oder Johannisblut ab.

Heilwirkung und Anwendungsgebiete

In der Volksmedizin kommt Johanniskraut seit Jahrhunderten als Stimmungsaufheller zum Einsatz. Tatsächlich sind in Forschungen vielfältige Effekte auf das menschliche Nervensystem festgestellt worden. Insbesondere zeigt der Inhaltsstoff Hyperforin eine stimmungsaufhellende, angstlösende und antidepressive Wirkung; er wirkt auch bei nervöser Unruhe, Schlafbeschwerden, Migräne und Konzentrationsstörungen. Entzündungen im Magen-Darm-Trakt, Appetitlosigkeit, Durchfälle, Koliken, Leberbeschwerden und Erkrankungen der Galle sollen mit Johanniskraut ebenfalls gelindert werden, und aufgrund des schleimlösenden, abschwellenden und krampflösenden Effekts wird es bei Atemwegserkrankungen, chronischer Müdigkeit und Fieber empfohlen.

Die Forschung bestätigt außerdem, dass die Kombination aus ätherischen Ölen, Gerbstoffen und Flavonoiden Entzündungen hemmt und hilft, Wunden zu heilen und Schmerzen zu lindern. Deshalb wird Johanniskraut bei Ekzemen, Geschwüren, bei Prellungen und Ver-brennungen, bei Hals- und Blasenentzündungen oder bei rheumatischen Schmerzen äußerlich angewendet. Es beeinflusst unsere Stimmung positiv und unterstützt die Wundheilung. Nützliches Wissen rund um das Johanniskraut.

Johanniskraut-Tee in einer Glastasse, daneben gelbe Blüten

Anbautipps

Das winterharte Kraut gedeiht am besten auf sonnigen und trockenen, kalkhaltigen Böden. Als Lichtkeimer sollten die Samen nicht mit Erde bedeckt werden.

Ernte und Verwendung

Johanniskraut sammelt man am besten von Ende Juni bis September. Zur Lagerung wird das gesamte oberirdisch blühende Kraut geschnitten und kopfüber an einem luftigen, schattigen Ort zum Trocknen aufgehängt. Verwendet werden dann das blühende Kraut oder nur die Blüten, in denen die größte Konzentration des Wirkstoffes enthalten ist.
 

BEACHTEN SIE: Johanniskraut erhöht die Empfindlichkeit der Haut für Sonnenbestrahlung, es darf also nicht vor Sonnenbädern angewendet werden.

Geschichten und Bräuche

Johanniskrautpflanze auf einer Wiese

Die Heilwirkung des Johanniskrauts ist schon seit der Antike bekannt. Paracelsus meinte, es gebe kein besseres Mittel gegen Wunden und Verletzungen, und setzte es überdies wegen seiner blutreinigenden Wirkung ein. Er erforschte auch den stimmungsaufhellenden Effekt, der zu Beginn des 19. Jahrhunderts wissenschaftlich belegt wurde.

Im Mittelalter verwendete man das Johanniskraut, um Blitze und Gewitter abzuwenden und den Teufel zu vertreiben. Der Sage nach stammen die kleinen Löcher in den Blättern von ihm – als Rache dafür, dass dieses Kraut Macht über die bösen Geister besaß. Daher kommt der Volksname Hexenkraut oder Teufelsflucht. Viele weitere Sagen ranken sich um dieses Heilkraut. So wuchsen der Legende nach unter dem Kreuz Christi Johanniskrautstängel, die seine Blutstropfen auffingen. Nach einer anderen Sage wuchs das Kraut an der Stelle, wo das Blut von Johannes dem Täufer bei seiner Enthauptung auf die Erde getropft war. Nach einer heidnischen Tradition trugen Mädchen zur Sommersonnenwende einen Kranz aus Johanniskrautblüten, um eine Verbindung zur Sonne und zum Licht herzustellen.

Rezepturen mit Johanniskraut

Johanniskraut-Tinktur
hilft bei Depressionen und Nervenproblemen 20 g zerkleinerte Johanniskrautblüten in ein Schraubdeckelglas füllen, 150 ml 70%igen Alkohol darübergießen, sodass sie bedeckt sind. Glas verschließen und ca. sechs Wochen an einem warmen Ort ziehen lassen. Dann die Tinktur durch ein Sieb in eine lichtdichte Flasche gießen. Täglich zwei- bis dreimal 10 Tropfen zu Mahlzeiten einnehmen.

Johanniskrautöl (Rotöl)
Zur äußerlichen Anwendung bei Muskelschmerzen, Wunden, Verbrennungen 130 g frische Blüten fein zerstoßen, mit einem halben Liter Olivenöl vermengen und in eine Flasche füllen. An einen sonnigen Platz stellen und täglich schütteln. Nach ca. 6 Wochen hat das Öl eine rote Farbe. Durch ein Tuch filtern und in eine lichtdichte Flasche füllen.

Gute-Laune-Tee
In der Früh und am Abend eine Tasse 130 g Johanniskraut und 15 g Melissenblätter vermischen. Jeweils 1 EL mit 1/4 l kochendem Wasser übergießen und 10 Minuten ziehen lassen.


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