Skurrile Osterbräuche

Kaum ein Feiertag bringt so viele witzige Traditionen mit sich wie Ostern.

Die auferstehung Jesu Christi ist mit vielen Traditionen verbunden: Wir pecken bunte Eierspitzen aneinander, essen Pinzen und Osterschinken. In Schweden gehen Frauen nachts an eine Quelle, um „Osterwasser“ zu holen. In Polen ist es üblich, sich am Ostersonntag gegenseitig mit Wasser zu bespritzen. Was uns all das zeigt? Ostern ist ein Fest kurioser Bräuche – ein paar davon schauen wir uns gleich genauer an. zuvor noch ein Oster-Crashkurs: Ostern ist ein beweglicher Feiertag, er fällt also jedes Jahr auf ein anderes Datum. Wann wir Ostern feiern, hängt vom Frühlingsbeginn ab, wobei sich schon im Jahr 325 Bischöfe darauf einigten, das Fest auf den Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond zu legen. Obwohl Christen zu Ostern ihren wichtigsten Feiertag begehen, sehen einige Historiker seine Wurzeln in uralten heidnischen Frühlingsfesten. Über den Ursprung von Ostern lässt sich heute also nur spekulieren. Was aber feststeht: Kaum ein Feiertag in Österreich bringt so viele witzige und bunte Traditionen mit sich.

Eierkratzen in Stinatz

Einen besonderen Ostergruß schickt jeden Frühling eine kleine Gemeinde im südlichen Burgenland in die Welt. In Stinatz pflegt man seit mehr als 100 Jahren den Brauch des Eierkratzens: Zunächst wird das Ei ausgeblasen, dann gefärbt, getrocknet und abschließend die Schale mit einem geschliffenen Stahlmesser vorsichtig angeritzt. Mit viel Geduld entsteht so filigraner Osterschmuck mit unterschiedlichen Mustern, den heute nur noch wenige Frauen im Ort herzustellen wissen. Das Eierkratzen ist ursprünglich ein slawischer Brauch. Die kunstvollen Ostergaben wurden einst zwischen Paten und Patenkindern ausgetauscht. Die Herstellung braucht Zeit. So beginnt etwa Erika Stipsits, eine der „Eierkratzerinnen“ im Ort, schon zwei Wochen nach Weihnachten mit ihrer Arbeit

Eierkratzen Stinatz

Tiroler Osterbrot

Osterbrot

Was die Osterjause betrifft, hat jedes Bundesland seine Eigenheiten: Die Steiermark serviert Osterkrainer, Kärnten den Reindling. Und Tirol den Fochaz. Ursprünglich ein unter Asche gebackenes Brot, markiert der Fochaz das Ende der Fastenzeit. Er wurde vor allem in Tirol und Südtirol traditionell von Paten an ihre Patenkinder verschenkt. Mädchen bekommen das Brot oft heute noch in Form einer Henne, Burschen als Hasen. Der Name Fochaz kommt übrigens aus Italien und leitet sich von der „Focaccia“ ab, also vom Ofenbrot. Gegessen wird das leicht süßliche Gebäck traditionellerweise mit Eiersalat und Rollschinken.

Das Antlassei werfen

Antlasseier sind Eier, die am Gründonnerstag, dem „Antlasstag“, oder am Karfreitag oder -samstag gelegt werden. Dem alten Glauben nach schützen sie vor Krankheiten, gelten als Glücksbringer und verleihen Kraft. Die Tradition des Antlasseies reicht zurück bis ins Mittelalter, als Bauern ihren Lehnsherren am Gründonnerstag Steuern in Form von Eiern auszahlen mussten. „Antlass“ leitet sich dabei vom Wort Ablass ab, dem Erlass der Buße. Heute isst man Antlasseier in Österreich vielerorts am Ostersonntag. Im Lungau und im Flachgau hat sich mit dem „Eierwerfen“ ein besonderer Brauch entwickelt: Ein geweihtes Antlassei, oder auch nur dessen Schale, wird aus dem Weihkorb genommen und über das Haus geworfen, um dieses vor Unwettern und Blitzschlag zu bewahren.

3 Fragen an Michaela Steinböck-Köhler

Michaela Steinböck-Köhler

Sie forscht im Österreichischen Freilichtmuseum Stübing zu alten und neuen heimischen Bräuchen.

Warum haben sich bei uns so viele unterschiedliche Osterbräuche entwickelt?

Ostern hatte in der bäuerlichen Bevölkerung eine wichtige Bedeutung: Ein Mal im Jahr, am Karfreitag, ließ man etwa das Herdfeuer, das immer brennen sollte, ausgehen. Am Karsamstag liefen die Buben zur Kirche, um „Weihfeuer“ nachhause zu holen. Damit wurden die Osterspeisen gekocht. Selchfleisch, Brot und Eier werden heute wie früher in einem Weihkorb unter einer Decke zur Kirche getragen und gesegnet. Das Weihtuch durfte einst nicht gewaschen werden und im Sommer hing man es zur Gewitterabwehr auf den Zaun. Höhepunkt der Osterzeit war die Auferstehungsfeier.

Von welchen unbekannteren Osterbräuchen können Sie noch erzählen?

Die Osterbräuche beginnen mit dem Palmsonntag und der Karwoche. Im Zusammenhang mit dem alten Frühlingsfest stehen die sogenannten „Grünwasenbräuche“, etwa das Spinatessen am Gründonnerstag. Eine ganze Reihe von Bräuchen folgt dann an den Ostertagen. Das Eierscheiben etwa: Über eine Rutsche lässt ein Kind ein Ei einen Hang hinabrollen. Das nächste muss versuchen, das Ei zu treffen. Dann gehört es ihm.

Welche Bräuche können wir zuhause gut ausüben?

Das Eierfärben. Dazu kann man verschiedene Obst- und Gemüsesorten mit intensiven Farbstoffen verwenden, etwa Blattspinat oder rote Zwiebeln. Eierpecken oder Eierscheiben sind zuhause ohnehin schon Klassiker.

Text: Franziska Riedl

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