Hommage an die Tradition

Es war im Jahr 1492, als Christoph Kolumbus auf der Suche nach einem schnelleren Seeweg nach Indien durch einen Zufall Amerika entdeckte. Zeitgleich – etwa 8.000 Kilometer weiter östlich – gab es einen anderen Eintrag in die Chroniken: Erstmals wurde die Keramikkunst im Stadtarchiv Gmunden schriftlich erwähnt. Archäologische Funde in der am Nordende des Traunsees gelegenen Bezirkshauptstadt zeugen von den handwerklichen Fähigkeiten in dieser Region, die bis auf die Stein- und Bronzezeit zurückgehen. Kunstvoll bearbeitete Steinbeile aus den Tongruben von Waldbach und eine ornamentierte Keramiktrinkschale, das älteste erhaltene Gefäß aus der Traunsee-Region, schufen so die Basis für Österreichs bekannteste Keramikmanufaktur.

Blünchen werden mit Hand auf die Tasse gemalt
Tasse wird von Hand geformt

Grüngeflammt rund um die Welt

Von Wien bis Bregenz, von Tokio bis Los Angeles kennt man das klassische grüngeflammte Muster auf Tassen, Tellern und verschiedensten Dekorationsobjekten der Gmundner Manufaktur. „Unsere Keramik ist ein Manufakturprodukt aus Handarbeit, das mit Stil, Ess- und Wohnkultur verbunden ist. Wir machen uns bei der Arbeit noch schmutzig und sind glücklich dabei“, so der Geschäftsführer Jakob von Wolff über das Keramikunternehmen.

Das bekannte „grüngeflammte“ Design entstand bereits im 17. Jahrhundert, denn schon damals galt Gmunden als Zentrum der österreichischen Fein- und Zierkeramik. 1843 erwarb Franz Schleiß das „Hafnerhaus“, wo sein Sohn Leopold 1903 die „Gmundner Tonwarenfabrik“ auf dem heutigen Gelände der Manufaktur gründete.

Zuerst spezialisierte sich das Unternehmen auf die figurale Kunst, legte dann aber den Fokus auf die Fertigung von hochwertigem Tischgeschirr. Heute ist Gmundner Keramik österreichischer Marktführer im Bereich Tischkultur.

Von der Hand auf den Tisch

Jedes Einzelstück wird händisch verziert

In der Manufaktur – in der Keramikstraße 24 angesiedelt – sind derzeit 130 Mitarbeiter beschäftigt. Insgesamt 82 Hände bemalen die geformten Keramikrohlinge. Von der ersten Bearbeitung bis zum finalen Produkt, dem Teller, der Tasse oder der Blumenvase, dauert es rund eine Woche.

Dabei passiert vom Töpfern und der Masseaufbereitung über die Formgebung bis zum Bemalen alles vor Ort in der Manufaktur in Gmunden. Die Rohstoffe werden zuerst in einem Bottich angemischt.

Danach folgt die Detailarbeit: Teller werden gedreht, Kaffeekannen oder Milchkännchen in Formen gegossen. Auch die Formen werden in der Manufaktur selbst hergestellt. Sie können rund vierzig Mal verwendet werden. In der Retusche erfolgt dann die kosmetische Feinkorrektur. Dieser Schritt wird ebenfalls von Hand durchgeführt. Anschließend wird der Rohling das erste Mal gebrannt, glasiert und wandert weiter in das eigentliche Herzstück der Produktion: die Malerei. Übrigens: Unter den 41 MalerInnen befindet sich nur ein männlicher Künstler dieser Zunft.

An fünf Tagen die Woche werden so rund 5.000 Einzelteile gefertigt. Bis zu sechzig Mal gehen die Stücke durch die Hände der Keramikspezialisten. Der zweite Brand gibt der Keramik die gewünschte Härte, die Farben entfalten ihre volle Leuchtkraft, bevor sie die Qualitätskontrolle passieren und schließlich versandbereit sind. Der Besitzer hält sodann ein Unikat in Händen und erhält dafür eine lebenslange Nachkaufgarantie.

In Österreich besitzt jeder zweite Haushalt ein Stück Gmundner Keramik.

Das Unternehmen, welches die größte Keramikmanufaktur Mitteleuropas ist, erweiterte in Oberösterreich seine Designlinie um die Serie „Pur Geflammt“. Sie stellt eine Hommage an Klassiker wie z. B. das „Grüngeflammte“ dar, und es gibt sie in den Farben Grün, Rot und Grau.

Einen kleinen Unterschied zur geflammten Urversion des Jahres 1625 gibt es zumindest in der Produktion zu beobachten: Damals verwendeten die Hafner ein Rinderhorn, befüllten es mit der für Gmunden so typischen grünen Keramikfarbe, schnitten die Spitze des Horns ab und erzeugten mit wellenförmigen Bewegungen das bekannte Muster. Diese Maltechnik wird in der Manufaktur auch heute noch so angewandt, nur das Rinderhorn wurde schon längst durch eine handwerkliche Spritztechnik ersetzt.

Die neue Linie ist ab sofort erhältlich und kann auch über den Online-Shop gekauft werden.

www.gmundner.at, öffnet eine externe URL in einem neuen Fenster

Die Stücke der Serie "Pur geflammt" auf einem Tisch präsentiert